Oberbayerisches Volksblatt vom 31. März 2015

Jugend kocht für Jugend

Rosenheim – Kochshows auf fast allen Fernsehkanälen, neue Kochbücher am laufenden Band – Kochen steht wieder hoch im Kurs. Speziell für die Jugend gibt es in diesem Bereich bisher aber noch relativ wenig.

Mädchen und Burschen entdecken bei Magdalena Wöckel (im Hintergrund) bei diesem Projekt nicht nur den Spaß am Kochen, sondern sie verbessern ihre Fähigkeiten und erarbeiten die Rezepte für ein Jugendkochbuch. Foto : schlecker

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Mädchen und Burschen entdecken bei Magdalena Wöckel (im Hintergrund) bei diesem Projekt nicht nur den Spaß am Kochen, sondern sie verbessern ihre Fähigkeiten und erarbeiten die Rezepte für ein Jugendkochbuch. Foto : schlecker

Das meint zumindest Magdalena Wöckel. Darum startete die langjährige Hauswirtschaftslehrerin ein Kochprojekt speziell für Jugendliche in der Lehrküche des Rosenheimer Bildungszentrums: Regelmäßig kochen dort seit Oktober 16 Schüler im Alter von 13 bis 16 Jahren. Ziel ist die Erstellung eines Kochbuchs von Jugendlichen für Jugendliche.

Kürbissuppe, gefüllte Putenröllchen, Schweinsbraten, Grünkernpflanzerl, Tofu-Bolognese, Schokoladenkekse, Apfelstrudel, Marmeladen und Pralinen – die Liste der Rezepte, an die sich die Jugendlichen des Kochprojekts wagen, ist abwechslungsreich und anspruchsvoll.

„Bis jetzt ist uns aber alles geglückt“, freut sich Anne. Die 15-jährige Rosenheimerin kocht immer schon gerne. Magdalena Wöckel hat sie wie die 15 anderen Jugendlichen über den Schulunterricht kennengelernt. An der Montessori-Schule in Rohrdorf gehört Hauswirtschaft zum Stundenplan. Magdalena Wöckel hat dieses Fach dort viele Jahre lang unterrichtet. Insgesamt begleitet sie Jugendliche beim Erlernen der Speisenzubereitung seit fast 30 Jahren. Ihre Erfahrung dabei: „Mit dem Kochen kann man noch viele andere Kompetenzen vermitteln.“

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„Kochen hat an Stellenwert verloren“

Die Stephanskirchenerin musste in den vergangenen Jahren aber auch immer wieder feststellen, dass das Kochen in den Familien zunehmend an Stellenwert verliert. „Heute muss es schnell gehen. Da greift man lieber auf Tiefkühlkost und wenige, einfache Rezepte wie Pizza und Spagetti zurück“, meint sie.

Dabei hat sie in ihrer Tätigkeit als Hauswirtschaftslehrerin aber auch immer wieder erlebt, wie schnell Jugendliche für das Kochen zu begeistern sind. So reifte in Wöckel schließlich der Entschluss heran, ein Kochbuch von Jugendlichen für Jugendliche erstellen zu lassen. Ihr Wissen setzt sie dafür ehrenamtlich zur Verfügung, ebenso finanziert sie alle Zutaten, die für die Kochtreffen nötig sind. Das Bildungswerk hat für das Projekt seine Lehrküche kostenlos zur Verfügung gestellt.

Die Gerichte, welche die Jugendlichen zubereiten, müssen nicht nur gut schmecken, sondern auch gut ausschauen. Am Schluss eines Treffens werden alle Speisen auf den Tellern bestmöglich in Szene gesetzt und von zwei Fotografen abgelichtet – auch sie stellen ihre Arbeitskraft ebenso wie eine Grafikerin ehrenamtlich zur Verfügung.

Die Fotos sind für das geplante Kochbuch bestimmt. Für die Auswahl der Bilder sind die Jugendlichen zuständig, ebenso wie für die Zusammenstellung der Gerichte. „Natürlich richte ich mich da gerne nach den Wünschen der jungen Leute“, so Wöckel. Beim jüngsten Treffen wurden darum Windbeutel zubereitet. Der Vorschlag dafür kam von der 15-jährigen Anna: „Die esse ich einfach sehr gerne.“

An dem privaten Kochprojekt nehmen auch junge Burschen teil, darunter der 16-jährige Maximilian aus Stephanskirchen. Welchen Beruf er nach Ende seiner Schulzeit wählen wird, steht für ihn derzeit noch nicht genau fest. „Vielleicht etwas mit Musik“, meint er. Koch will er keinesfalls werden: „Kochen ist für mich ein entspannendes Hobby – und das soll es auch bleiben.“

Auch nachhaltiges Wirtschaften erlernen

Für Magdalena Wöckel steht fest, dass die Jugendlichen durch ihr Kochprojekt jede Menge lernen können. „Neben der Vermittlung von Alltagskompetenzen geht es auch darum, nachhaltiges Wirtschaften kennenzulernen, Wirtschaftskreisläufe zu erleben und das Bewusstsein für gesunde und bewusste Ernährung zu schärfen“, meint sie. Vor allem aber würden die Jugendlichen des Projekts für andere junge Menschen als gutes Vorbild dienen, ganz nach dem Motto: „Das kannst du auch“.

Im Herbst wird das Projekt seinen Abschluss finden. Zu diesem Zeitpunkt soll dann auch das Kochbuch veröffentlicht werden. Um finanziellen Gewinn geht es dabei weder den Projektteilnehmern noch der Projektleiterin. Sollte es aber tatsächlich einen Überschuss geben, will ihn Wöckel für ein neues Projekt nutzen. Sie denkt dabei zum Beispiel an ein neues Kochprojekt speziell für Flüchtlinge.

Einsicht in die einzelnen Rezepte und das gesamte Projekt gibt es bereits jetzt im Internet: Auf der Webseite www.jungekochkunst.de werden Interessierte auf dem Laufenden gehalten.

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